Zwei Tage vor der ersten Schnellmeldung über das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal durch das Statistische Bundesamt hat das Bundeswirtschaftsministerium die Wachstumsaussichten gedämpft. Als Grund nennt es, dass die Erholung im Euroraum schwächer ausfällt als von ihm erwartet und geopolitische Entwicklungen.
“Die gesamtwirtschaftliche Leistung der deutschen Wirtschaft dürfte sich im zweiten Quartal abgeschwächt haben”, gibt das Bundeswirtschaftsministerium in einer Pressemitteilung bekannt.
Damit stützt es unsere Konjunktureinschätzung auf Basis der Spannungszahl, die bereits frühzeitig für den Mai und den Juni eine Abschwächung der konjunkturellen Erholung signalisiert hat (siehe zur Spannungszahl zuletzt hier). Im Juli war die Spannungszahl jedoch bereits wieder aufwärts gerichtet. Wir können daher dem Bundeswirtschaftsministerium auch zustimmen, wenn es schreibt: “Die positive konjunkturelle Grundtendenz der deutschen Wirtschaft ist nach wie vor intakt.”
Die zuletzt zu beobachtenden Schwankungen im ansonsten stabilen Verlauf der Spannungszahl sind jedoch in der Tat charakteristisch dafür, dass die Grundtendenz unsicherer geworden ist. Wir konnten dies zuletzt in den Monaten vor der im Mai 2013 beginnenden Erholung der Konjunktur beobachten. Der Mai 2013 erwies sich dann schließlich als konjunktureller Wendepunkt.
Wir werden die Veröffentlichung des Statistischen Bundesamts zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts im zweiten Quartal übermorgen zum Anlass nehmen, hierzu noch einmal ausführlicher Stellung zu nehmen. Dabei sollen auch die grundsätzlichen Überlegungen von Claus Köhler zu einer sinnvollen Konjunkturanalyse, die er mir gegenüber in einem Gespräch am Wochenende erläutert hat, Eingang finden. Claus Köhler ist ehemaliges Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und hat die Spannungszahl, auf deren Methode unsere monatlichen Konjunktureinschätzungen für Deutschland und Frankreich basieren, entwickelt.
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