hat das Europäische Amt für Statistik, Eurostat, die Arbeitslosenquote für den Euroraum veröffentlicht. Der Vergleich mit den USA und Japan (siehe Graphik unten) zeigt erneut: Diese beiden Länder sind – auch wenn dort nicht alles Gold ist, was glänzt – erfolgreicher bei der Lösung des hier wie dort wirtschaftlich und gesellschaftlich drängensten Problems: der Senkung der Arbeitslosigkeit. Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit in der Europäischen Währungsunion allein zeigt zudem: Der Anstieg der Arbeitslosenquote auf das historisch hohe Niveau von um die 12 Prozent beginnt erst mit dem Einsatz der restriktiven Wirtschaftspolitik – Senkung der Staatsausgaben, Lohnsenkungen und Abbau von Arbeitnehmerrechten – im Frühjahr 2011. Wären diese Indizien nicht Grund genug, die bisherige Krisenpolitik grundsätzlich in Frage zu stellen?
Für die Verantwortlichen in Europa nicht. Erst jüngst haben wir dies anhand zweier Reden von der deutschen Bundeskanzlerin und der amerikanischen Notenbank-Präsidentin aufgezeigt. Zuvor hatten wir dies bereits mit einem Vergleich der Argumentation der amerikanischen Notenbank-Präsidentin mit der des europäischen Notenbankchefs getan. Es scheinen – neben den unterschiedlichen Wirtschaftskonzepten und -traditionen – tatsächlich auch tief sitzende ideologische Barrieren zu sein, die den tonangebenden europäischen Politikern, Medien und auch Wirtschaftswissenschaftlern den Blick auf die Arbeitslosigkeit und ihre Konsequenzen verstellen.
Dass auch Deutschland weit entfernt von Vollbeschäftigung ist, haben gerade erst gestern wieder die offiziellen Arbeitsmarktdaten der Bundesagentur für Arbeit (BA) gezeigt. Die offizielle Arbeitslosenquote liegt bei 6,7 Prozent. Eurostat weist für Deutschland unbeirrt eine viel zu niedrige Arbeitslosenquote von 4,9 Prozent aus, weil es eine Trendkomponente heranzieht, die weit unter der offiziellen Arbeitslosenquote liegt. Wir haben dies in einem eigenen Beitrag nachgewiesen und Eurostat darauf aufmerksam gemacht. Die Arbeitslosenquote gemessen an den abhängig beschäftigten zivilen Erwerbspersonen liegt zudem mit 7,5 Prozent noch deutlich höher. Die weiter gefasste Unterbeschäftigungsquote liegt bei 8,5 Prozent. Unter Vollbeschäftigung wird – konservativ betrachtet – eine Arbeitslosenquote von drei Prozent verstanden. Wir werden im kommenden Monat mit der Veröffentlichung der detaillierten Ergebnisse der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) für das zweite Quartal durch das Statistische Bundesamt auch wieder untersuchen, inwieweit das Wachstum angemessen war, um die Arbeitslosigkeit zu senken.
Die ebenfalls als vorläufig bekannt gegebene, erneut gesunkene Inflationsrate für den Euroraum ist auch Ausdruck des ungelösten Problems der Massenarbeitslosigkeit und der sie verursachenden Wirtschaftspolitik.
Hintergrund:
Wirtschaftslage und Wirtschaftsperspektive für Deutschland (vollständiger Beitrag nur im Abonnement)
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