“Die Welt”/Eurokrise/Martin Greive: Wirtschaftskorrespondent der “Welt” blamiert sich bis auf die Knochen – meint aber die Politik kritisieren zu dürfen

Das ist “Die Welt”, wie sie leibt und lebt: Heute titelt sie, und das nicht einmal zu unrecht: “Wirtschaft – Europa im Abgrund – In dieser Krise gerät Deutschland in den Abwärtssog”. Im Tabulator zum Beitrag steht: “Konjunktur: Acht Gründe, warum Europas Wirtschaft abstürzt”. Autoren: Jan Dams, Olaf Gersemann, Martin Greive, Sebastian Jost und Gesche Wüpper. Am 22. Oktober 2013 hatte Wirtschaft und Gesellschaft – Analyse & Meinung (WuG) einen Beitrag von einem der Autoren, Martin Greive, unter der Überschrift aufgegriffen: “Unbedingt archivieren: ´Die Welt´-´US-Wirtschaftskorrespondent´ hat wieder zugeschlagen.” Martin Greive hatte am 21. Oktober 2013 in einem ziemlich durchgedrehten Artikel vorhergesagt: “Euro-Zone hakt die Krise schon im nächsten Jahr ab”.

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Ausgerechnet Jubel-Greive (ein bisschen BILD-”Welt”-Sprache muss an dieser Stelle schon sein!) meint nun der Politik vorwerfen zu dürfen:

“…Schäuble und Sapin umkurvten die Streitpunkte. Sie legten lieber einen Gute-Laune-Auftritt hin. Diese gelöste Stimmung haben viele deutsche, aber auch europäische Politiker monatelang zur Schau getragen angesichts einer vermeintlich robusten Wirtschaftslage, angesichts der vermeintlich eingedämmten Euro-Krise. Nun erst beginnen die Politiker des Kontinents, aus ihren Tagträumen zu erwachen – und finden sich wieder in einer Währungsunion, die den wirtschaftlichen Abgrund plötzlich wieder bedrohlich nahe vor sich sieht.”

Köstlich! Ausgerechnet Jubel-Greive, der erst Ende vergangenen Jahres meinte, dieses Jahr sei die Eurokrise schon “abgehakt”. Das haben sich noch nicht einmal die von ihm (durchaus zurecht) kritisierten Politiker getraut.

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Nun könnte man anhand der Überschrift des aktuellen Artikels glatt vermuten, dass Greive und seine KollegInnen irgendetwas dazugelernt hätten. Aber nein, die Gemeinschaftsarbeit steht dem unterirdischen Niveau des Beitrags von Jubel-Greive aus dem vergangenen Oktober in nichts nach. Ich empfehle beide Beiträge unbedingt zur Lektüre.

An dieser Stelle seien einfach nur noch ein paar Sätze aus dem aktuellen Beitrag herausgegriffen. Der Beitrag aus dem Oktober 2013 wurde ja bereits ausführlich kommentiert (siehe hier). Ich traue bzw. mute unseren LeserInnen zu, den Irrsinn in und zwischen den Zeilen zu lesen.

“…Wie konnte es so weit kommen? Wie kam die Krise so rasch zurück? Es sind vor allem acht Gründe, warum Europa nicht auf die Beine kommt, warum nun auch Deutschland schwächelt – und warum Merkel, Hollande, Draghi und Co. nicht mehr einfällt, was sie gegen die neue Malaise tun können.

1. Frankreich will nicht

…´Es sind nicht mehr Spanien oder Irland, die Europa belasten, sondern die reformresistenten Länder Frankreich und Italien´, sagt Commerzbank-Ökonom Krämer.

…während Italiens Premier Matteo Renzi zumindest eine andere Wirtschaftspolitik angekündigt hat, vermisste man in Frankreich seit Monaten jegliches Signal des Aufbruchs. Im Gegenteil, einflussreiche Minister wetterten sogar öffentlich gegen jedes zarte Reförmchen, das Präsident François Hollande auf den Weg zu bringen versuchte.

Für ehemaligen Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg etwa lag die Misere Frankreichs allein an der “absurden Sparpolitik”, die “die deutsche Rechte” dem Land aufgezwungen habe. Aus Expertensicht völliger Unsinn: “Die Schwäche Frankreichs hat nichts mit übertriebener Sparpolitik zu tun”, sagt Daniel Gros, Direktor am Center for European Policy Studies in Brüssel.

Das zentrale Problem sehen Ökonomen längst im mangelnden Reformeifer: “Das ist nicht hilfreich für das Investitionsklima”, sagt Joachim Fels, Chefvolkswirt der US-Bank Morgan Stanley…

2. China kauft nicht

3. Russland macht Angst

4. Berlin sonnt sich

In Deutschland selbst wiederum ist nichts in Sicht, was die Exportschwäche ausgleichen könnte…

Mindestlohn und Rente mit 63 verbessern das Investitionsklima nicht. Die Rechnung, so warnen Ökonomen, werde schon sehr bald kommen. “Deutschland kann vielleicht noch ein, zwei Jahre die Erträge früherer Reformen einfahren”, sagt ING-Diba-Volkswirt Brzeski….

5. Die Grenzen schließen sich

…Und da Wirtschaftssanktionen das einzig scharfe Mittel sind, das der Westen bislang ins Feld zu führen hat, dürfte der Konflikt weiterhin maßgeblich auf dieser Ebene ausgetragen werden…

6. Super-Mario ist hilflos

…´Ich glaube, die Geldpolitik ist am Ende ihrer Instrumente angekommen´, sagte Wolfgang Schäuble diese Woche, und viele Notenbanker dürften ihm im Stillen zustimmen…

7. Schlechte Erfahrungen

Frankreichs Regierungsturbulenzen könnten zunächst einmal ein gutes Zeichen sein. Die neuen Kabinettsmitglieder wie Wirtschaftsminister Emmanuel Macron gelten als deutlich wirtschaftsfreundlicher als ihre Vorgänger. Die Euro-Partner scheinen daher auch bereit zu sein, Hollandes Mannschaft ein weiteres Mal Vertrauensvorschuss zu gewähren…

Bruegel-Wissenschaftler Wolff spricht von einer ´fragilen politischen Unterstützung für Reformen in Frankreich´. Und deutsche Wirtschaftsvertreter sind zunehmend frustriert über das Nachbarland: ´In Frankreich hat die ganze Elite bis heute nicht verstanden, dass man im 21. Jahrhundert mit Gelddrucken nicht wettbewerbsfähig wird´, schimpft Außenhandelspräsident Börner.

8. Spielräume fehlen

In der Not greift man in Europa nach einem Strohhalm – keynesianische Nachfragepolitik…

…unter den großen Euro-Ländern hat nur Deutschland finanzielle Bewegungsfreiheit. Doch die mag die auf einen ausgeglichenen Etat fixierte Bundesregierung nicht nutzen. Und wirklich nötig hätten ein Konjunkturprogramm ohnehin Länder wie Frankreich oder Italien. Dort aber sind die Etats bereits tief im Minus…”

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