Gerade meine “Bürgerpflicht” erfüllt. In Brandenburg, wo ich seit zehn Wochen wohne, wird ein neuer Landtag gewählt. “Hier ist ja was los!”, sage ich, als ich in den schönen Altbau trete, der heute als Wahlkabine dient. “Was denn?”, werde ich gefragt. Es ist Sonntagvormittag, da hat die Ironie nicht so leichtes Spiel. “War ironisch gemeint”, sage ich und ernte ein Schmunzeln.
“Wie ist es denn im Vergleich zur letzten Wahl?” “Da war deutlich mehr los. Deutlich!” Aber die freundliche junge Dame meinte nicht die letzte Landtagswahl, sondern die Europawahl, die mit der Kommunalwahl zusammenfiel. So weiß ich nicht, ob am Morgen der vorangegangenen Landtagswahl tatsächlich mehr los war, als heute. Weniger aber, da bin ich mir sicher, kann gar nicht los gewesen sein.
“Ja, die älteren Jahrgänge, die standen schon vor der Tür, als noch gar nicht geöffnet war. Für die ist es wohl noch Pflichtgefühl oder sie meinen, sie müssten etwas verändern”, so eine der Wahlhelferinnen. “Und dann haben aber wohl viele die Einstellung: Ach auf Landesebene, die können nicht so recht viel ausrichten. Entschieden wird woanders.”
Ich bedanke mich für das Gespräch. Wieder ausnahmslos freundliche Menschen hier. Und ich schwinge mich auf mein Fahrrad, zurück ins Landschaftsschutzgebiet. Auf dem Weg dorthin, am Wegesrand viele Einladungen: Hoffest, Ritterfest, Erntefest. So viele Feste. Wer denkt da noch dran zur Wahl zu gehen?
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