Skizzen: Vorwürfe von Amnesty International lassen mich an Lobpreisung von Poroschenko durch Sabine Adler (Deutschlandfunk) erinnern

Ich habe es am Tag nach der Wahl in der Ukraine extra aufgehoben, weil ich mich damals schon fragte: Darf eine solche Lobpreisung eines Oligarchen und Rüstungsproduzenten sein? Noch dazu durch eine Korrespondentin im öffentlich-rechtlichen Rundfunk? Angesichts der Vorwürfe, die jetzt von Amnesty International nicht nur gegen die Separatisten, sondern auch gegen Soldaten der Regierung in Kiew laut wurden, habe ich die Aufnahme vom 26. Mai 2014 noch einmal hervorgeholt und angehört. Dirk Müller interviewte seine Kollegin Sabine Adler in den Informationen am Morgen zur Wahl in der Ukraine:

Dirk Müller (Moderator): “Reden wir wieder über Petro Poroschenko. Der neue Präsident der Ukraine. Für was steht er politisch?”

Sabine Adler: “Er ist ein klarer Europäer. Er ist jemand, der auch ein, so würde ich sagen, tief überzeugter Demokrat ist. Er ist jemand, der für eine moderne Entwicklung des Landes steht. Das wird unter anderem auch daran deutlich, dass er Englisch spricht, was hier kaum in der politischen Klasse üblich ist. Jedenfalls bei Leuten seines Alters. Er ist 48. Er ist ein sehr erfolgreicher Geschäftsmann. Mann nennt ihn den Schokoladenkönig. Das ist nur die eine Seite. Die Schokoladenseite sozusagen. Die andere Seite ist, er ist ein Rüstungsfabrikant und baut auch Schiffe. Das heißt, dass sind richtig seriöse Unternehmen, was das Ausmaß ihrer Produktion angeht und auch den Umfang…”

Quelle: Deutschlandfunk, 26. Mai 2014, 6 Uhr 40

Heute berichtete derselbe Sender in seinen 7 Uhr Nachrichten:

Amnesty spricht von Kriegsverbrechen in der Ostukraine

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat den Konfliktparteien im Osten der Ukraine Kriegsverbrechen vorgeworfen. Diese würden sowohl von prorussischen Separatisten als auch von Soldaten auf Seiten der Regierung in Kiew begangen, beklagte Generalsekretär Shetty. Er sprach von einer Verletzung internationaler Verpflichtungen in unverhohlener Form. Amnesty habe wilkürlichen Beschuss, Entführungen und Morde in der Ostukraine dokumentiert.”

Vieleicht, denke ich, verdient Poroschenko als “erfolgreicher Geschäftsmann” sogar noch daran. Wer will das schon so genau wissen? Sabine Adler vielleicht? Kaum anzunehmen nach ihrer bisherigen Berichterstattung aus der Ukraine zu urteilen jedenfalls (siehe dazu unter anderem auch hier).

Vielleicht interviewt Dirk Müller seine Kollegin morgen früh wieder und hakt mal nach.

Hintergrund: Ukraine-Krise

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