Von der zentralen Bedeutung der Konjunktur für die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, insbesondere der Jugendarbeitslosigkeit, war gestern auf dem Beschäftigungsgipfel in Mailand und der Berichterstattung darüber nichts zu hören. Die deutsche Berichterstattung konzentrierte sich darauf, dass sechs Milliarden Euro zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit zur Verfügung stünden, aber nicht abgerufen würden. Und, wie sollte es anders sein, auf “Strukturprobleme”. Geradezu beispielhaft penetrant unternahm dies gestern Christiane Kaess im Deutschlandfunk im Interview mit dem ebenfalls recht hilflos wirkenden DGB-Chef Reiner Hoffmann. Kaess: “…Es scheint ja wirklich ein Strukturproblem zu sein, dass…Aber schauen wir doch mal auf die Strukturprobleme in den Ländern…Machen die Gewerkschaften in den betroffenen Ländern zum Beispiel genügend Druck, um auch Strukturen zu verändern?…” In Kaess Denk- und Wortschatz scheint es das Wort Konjunktur überhaupt nicht zu geben. Selbst der DGB-Chef nennt nur einmal den Zusammenhang von Wachstum und Beschäftigung.
Der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, der erst vor wenigen Tagen zu einer fatalen Fehleinschätzung des europäischen Arbeitsmarkts gekommen war (siehe dazu den Kommentar auf der) ließ gestern wiederum in Mailand verlauten: “Der Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit braucht noch Zeit.” Er meint tatsächlich Jugendarbeitslosigkeit mit “Stellenbörsen im Internet” bekämpfen zu können. Weise ist damit ein fachlicher Totalausfall. Unglücklicherweise steht er nicht nur der Bundesagentur für Arbeit vor, sondern auch dem Netzwerks europäischer Arbeitsverwaltungen.
Die folgenden zwei Graphiken zeigen, dass die Arbeitslosigkeit und die Jugendarbeitslosigkeit in der Europäischen Währungsunion (EWU) steigen und fallen mit der Konjunktur. Nichts kann die Fehlausrichtung der europäischen Wirtschaftspolitik und des gestrigen Beschäftigungsgipfels, die insbesondere die deutsche Handschrift tragen, wohl deutlicher machen…Jugendarbeitslosigkeit/Beschäftigungsgipfel: Eine Frage der Konjunktur (vollständiger Beitrag nur im Abonnement)
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Alltag im Regierungsviertel