Guten Morgen, 1. November! Und ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, ich jedenfalls dachte heute früh: Ein neuer Monat ist doch immer auch ein Neuanfang. Zumindest kann einen der 1. dazu animieren, bewusster in den Tag zu starten, Wünsche zu wecken und ihnen nachzugehen, den eigenen Alltag zu hinterfragen, dem Leben neues Leben einzuhauchen, vielleicht sogar ihm eine neue Orientierung zu geben. Man muss ja nicht gleich das ganze Leben über den Haufen werfen. Aber das Gefühl des ersten Tages in einem Monat kann doch sehr erfrischend sein. Ein richtig schönes Frühstück, für das der Alltag vielleicht sonst keine Zeit lässt, zum Beispiel. Vielleicht ist für viele auch heute keine Zeit dafür. Dann nimmt man es sich halt für die nächste Gelegenheit vor. Vielleicht fehlt vielen auch das Geld dafür. – Und schon wird einem bewusst, was eigentlich doch jedem, auch einem persönlich zustehen sollte: genügend Zeit, genügend Geld zu haben, um sich die kleinen Wünsche zu erfüllen, ein erfülltes Leben zu führen. Und schon merken wir, dass wir unseren Alltag doch nicht losgelöst von all den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen gestalten können, die uns die Politik und die durch ihre Gesetzgebung geschaffenen Lebensbedingungen setzen. Aber befähigen uns nicht gerade solche Gedanken, eben diese Politik und die von ihr geschaffenen Lebensbedingungen zu hinterfragen? Hören und lesen wir die Nachrichten – die uns diese Welt allzu oft als etwas alternativlos gegebenes präsentieren – nicht sogleich mit anderen Ohren und Augen? Befähigen uns solche Gedanken nicht auch dazu, mehr für uns zu fordern, ja, Widerstand zu leisten, uns zu wehren, gegen den allzu oft überlasteten, überfrachteten, überfordernden Alltag, den uns eben jene Politik und die von ihr geschaffenen Lebensbedingungen oktroyieren? Und ist diese konkrete Vorstellungswelt nicht eine unerlässliche Voraussetzung dafür, das eigene Leben neu zu gestalten und den uns täglich begegnenden politischen Zumutungen mit frischem Lebensmut und neuer Energie zu begegnen? “Denn nicht wir wissen, es ist allererst ein gewisser Zustand unsrer, welcher weiß. Nur ganz gemeine Geister, Leute, die, was der Staat sei, gestern auswendig gelernt, und morgen schon wieder vergessen haben, werden hier mit der Antwort bei der Hand sein.” (Heinrich von Kleist, Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden, Quelle [.pdf])
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