Am hat das europäische Amt für Statistik, Eurostat, die Arbeitslosenquote in der Europäischen Währungsunion (EWU) für den Monat April bekannt gegeben (11,1%). Der marginale Rückgang im April gegenüber Vormonat (Arbeitslosenquote März 2015: 11,2%) und gegenüber Vorjahresmonat (Arbeitslosenquote April 2014: 11,7%) ist für sich genommen der Erwähnung nicht wert. Er ist es erst recht nicht, berücksichtigt man das unerträglich hohe Niveau der Arbeitslosigkeit. Beide, der marginale Rückgang und das unerträglich hohe Niveau der Arbeitslosigkeit, zeigen das Scheitern der Austerität (Senkung der Staatsausgaben und Löhne und der Abbau von Arbeitnehmerrechten). Umso deutlicher wird dies in der Rückschau auf die Entwicklung der Arbeitslosenquote seit Beginn der Austerität im Frühjahr 2011 und im Vergleich mit der Entwicklung der Arbeitslosenquote in den USA, die eine entgegengesetzte Wirtschaftspolitik verfolgen.
Mit Ausbruch der Krise 2008/2009 hatten die USA einen wesentlich stärkeren Anstieg der Arbeitslosigkeit zu verkraften. 2010 aber stabilisierte sich in beiden Wirtschaftsräumen die Entwicklung, die Arbeitslosenquoten gingen sogar wieder leicht zurück. Erst mit Beginn der Austerität begann in der EWU die Arbeitslosigkeit erneut auf historisch neue Höhen zu klettern, während die entgegengesetzte, wachstums- und beschäftigungsorientierte Politik der USA einen stetigen Rückgang der Arbeitslosigkeit bewirkte (siehe zum Vergleich der Politiken unter anderem hier und hier).
Auf diesen Sachverhalt hinzuweisen erscheint angesichts der Haltung in Politik und Medien in Deutschland und anderen EWU-Ländern (Spanien, Portugal, seit neuestem auch Frankreich und Italien) immer wieder erforderlich (siehe zum Beispiel zuletzt hierzu die Kritik an der Darstellung von Thomas Urban in der Süddeutschen Zeitung und ausführlich zum Vergleich EWU, USA zuletzt im Januar 2015).
wiederum hat Eurostat die neuesten Zahlen zum Wirtschaftswachstum in der EWU und in den USA vorgelegt. Zwar hat sich die US-Konjunktur im ersten Quartal des laufenden Jahres gegenüber Vorquartal schlechter entwickelt als in der EWU. Das aber ist wenig aussagekräftig, wie auch unsere monatliche Konjunkturanalyse zu der Entwicklung in den USA unterstreicht, die wir gerade heute auf Basis der neuesten Arbeitsmarktzahlen aktualisiert haben. Die ebenfalls von Eurostat ausgewiesenen jährlichen Zuwachsraten zeigen, dass das US-Wachstum im Vergleich mit dem der EWU mehr als doppelt, ja, fast dreimal so hoch ausfällt. Und zwar nicht nur im zurückliegenden ersten Quartal, sondern auch in den ebenfalls ausgewiesenen vier Quartalen des Vorjahres. Nur wer den Zusammenhang von Wachstum und Arbeitslosigkeit so konsequent ignoriert wie die deutsche Bundesregierung, die EU-Kommission und die EZB sowie die Mehrheit der deutschen Medien, kann daher “überrascht” sein, dass die USA so erfolgreich die Arbeitslosenquote gesenkt haben, während sie in der EWU mit der Austerität kräftig gestiegen ist und bis heute kaum von diesem hohen Niveau herunter kommt (zum Zusammenhang von Konjunktur und Arbeitslosigkeit in der EWU siehe zum Beispiel hier).
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