In 111 Tagen von der Haustür aus nach und durch Südeuropa – zu Fuß, per Anhalter und Bahn
WuG - 05-03-2015-2b

Heute ist der 111. Tag meiner Reise nach und durch Südeuropa. Genauer: unserer Reise. Denn den ganzen Weg hat mich meine treue Labrador-Hündin, Hilka, begleitet. Ihr verdanke ich nicht wenige Begegnungen, da die Menschen nicht selten zuerst auf sie zugekommen sind, sie angesprochen und gestreichelt, ihr gut zugeredet haben, woraus sich dann erst ein Gespräch mit mir entwickelte. Ziel dieser Reise war es, die von der Eurokrise besonders betroffenen Länder – Frankreich, Spanien, Portugal, Italien, Griechenland – von der Straße aus in den Blick zu nehmen, den Menschen persönlich zu begegnen und ihre Sicht, ihre Meinung über Europa zu erfahren. An nahezu jeden, dem ich auf der Straße, beim Trampen oder im Zug begegnet bin, habe ich dann auch die Frage gerichtet: Was denken Sie über Europa? Und ich war jedes Mal wieder überrascht und beeindruckt, welch klarsichtige Antworten mir die Menschen gaben.

Das Europa, das mir auf diesem Weg begegnete, unterscheidet sich fundamental von dem, das die Medien und die Politik im Allgemeinen präsentieren. Hierüber erzähle ich ausführlich in den Reiseerzählungen, von denen einige bereits im Abonnement erschienen sind.

Mit Thessaloniki habe ich die letzte Stadt auf meiner Reiseroute durch den Süden Europas erreicht. Von hier aus soll es ohne größere Unterbrechungen wieder zurück nach Deutschland gehen. Gerade habe ich im Bahnhof von Thessaloniki eine Fahrkarte für Hilka und mich nach Belgrad erstanden. Von dort aus soll mich die Reise weiter nach Wien führen.

Auf dem Papier ist die Reise freilich noch längst nicht abgeschlossen. Dort sind wir gerade im spanischen Dorf Murgia angelangt. Es will ja alles in die richtige Form gebracht werden. Eine große Herausforderung war es darüber hinaus, das normale Programm dieses Journals von unterwegs wie gewohnt weiterzuführen. Die Herausforderung war, neben dem Arbeitspensum, auch logistischer Natur. Denn Recherche und Veröffentlichung verlangen es stets, einen guten Zugang zum Internet zu haben. Auch dies aber ließ sich die ganze Tour über bewältigen, so dass Analyse und Meinung nicht ins Hintertreffen geraten sind.

Nun gilt es also den Weg zurück nach Hause zu finden und die Reise auch auf dem Papier zu Ende zu bringen. Vielleicht, hierum werde ich mich bemühen, findet sich auch ein guter Verlag für diese Arbeit. Diese Reise, so schrieb ich gestern einem bekannten Ökonomen im Rahmen einer kurzen Korrespondenz, hat mich “vielleicht gerade noch rechtzeitig durch ein grenzenloses und friedliches Europa” geführt. Denn wir alle können nicht wissen, wohin Politik und Medien dieses Europa noch treiben. Nur eines erscheint mir gewiss: Die Grenze der wirtschaftlichen und sozialen Zumutungen ist längst überschritten worden. Umso großartiger, dass mir die meisten Menschen, die mir begegneten, zeigten, wie ein anderes, ein friedfertiges, freundschaftliches, menschliches Europa aussehen kann.

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