English Summary: The European Monetary Union (EMU) has – different than the USA – no maximum employment goal. The EMU even has no employment goal at all (1). The article explains why the EMU should have an employment goal, too, and its relevance to succesfully integrate the many refugees into the labour market which is seen as necessary precondition to their sustainable and peaceful integration into the society. To realize an employment goal under the circumstances of high unemployment it is necessary to raise the growth rate of real gross domestic product (GDP=persons in employment*labour productivity per person employed) above the growth rate of potential GDP ([persons in employment+persons unemployed]*labour productivity per person employed). The author argues that an employment goal would positively influence the achievement of the inflation target of the European Central Bank (ECB), too, and he is surprised that still no political party so far discusses such an employment goal. Finally, an employment goal would certainly enforce a more careful assessment of economic policy.
WuG hat frühzeitig darauf aufmerksam gemacht, dass die erfolgreiche Integration der Flüchtlinge nur über einen intakten Arbeitsmarkt erfolgen kann. In Deutschland und der Europäischen Währungsunion (EWU) insgesamt übersteigt die Zahl der Arbeitslosen (Arbeitsangebot) die Zahl der offenen Stellen (Arbeitsnachfrage) seit langem bei weitem. Auch in Deutschland liegt die Arbeitslosenquote mit über sechs Prozent mehr als doppelt so hoch wie der Wert, der, konservativ betrachtet, als Vollbeschäftigung angesehen wird: eine Arbeitslosenquote von drei Prozent. In der EWU übersteigt die Arbeitslosenquote diesen Wert um rund das Vierfache. In Ländern wie Griechenland und Italien, die bisher zugleich besonders viele Flüchtlinge versorgen müssen, liegt die Arbeitslosigkeit noch um ein Vielfaches höher. Anders als die USA hat die EWU kein Beschäftigungsziel (1). Losgelöst von der Aufgabe, Millionen Flüchtlinge in den Ländern der EWU zu integrieren, hat WuG bereits vor Jahren die Notwendigkeit für ein Beschäftigungsziel in der EWU erläutert (siehe zum Beispiel ausführlich hier im Jahr 2012). Regelmäßig berechnen wir darüber hinaus, wie hoch das reale Wirtschaftswachstum ausfallen muss (notwendiges Wirtschaftswachstum), um die Arbeitslosigkeit auf das Beschäftigungsziel von drei Prozent zu senken (siehe zuletzt hier). Diese notwendige Zuwachsrate des realen Bruttoinlandsprodukts wurde in der EWU, aber auch in Deutschland, nicht erreicht, sondern weit unterschritten. Nach den Wachstums-Prognosen der EU-Kommission und der Europäischen Zentralbank (EZB) wird das notwendige Wirtschaftswachstum auch in diesem und in den kommenden Jahren verfehlt, wie unsere Graphiken unten veranschaulichen. Die EU-Kommission, die EZB und die nationalen Regierungen muss dies formal rechtlich nicht kümmern: sie haben, anders als die USA, kein Beschäftigungsziel. Generell ist zu attestieren, dass die Massenarbeitslosigkeit trotz historisch hoher Arbeitslosenquoten in der EWU nicht im Mittelpunkt der Politik steht, wiederum anders als in den USA (siehe hierzu zuletzt hier und hier und hier).
Notwendiges reales Wirtschaftswachstum und Wachstumsprognose der EU-Kommission:
Notwendiges Wirtschaftswachstum und Wachstumsprognose der EZB (die EZB hat ihre Wachstumsprognose zwischenzeitlich weiter gesenkt, allerdings nur marginal, siehe dazu hier):
Die Zahl der Flüchtlinge erhöht, möchte man sie erfolgreich in die Gesellschaft integrieren, wofür die Integration in den Arbeitsmarkt eine zentrale Voraussetzung ist, die Zahl der Erwerbspersonen (Summe aus Erwerbstätigen und Erwerbslosen). Zunächst wird die überwiegende Mehrheit arbeitslos gemeldet sein. Um sie – zusätzlich zu den bisher schon Arbeitslosen – in den Arbeitsmarkt zu integrieren, muss das notwendige reale Wirtschaftswachstum (Erwerbstätige*Arbeitsproduktivität je Erwerbstätigen) entsprechend höher ausfallen als das potenzielle Wirtschaftswachstum (Erwerbspersonen*Arbeitsproduktivität je Erwerbstätigen). Die verpflichtende Vorgabe eines Beschäftigungsziels durch die EU-Kommission und das Europäische Parlament würde dieser Notwendigkeit einen angemessenen Rahmen geben. Wie in den USA könnten sich die Länder der EWU darauf verständigen, das Mandat der EZB entsprechend zu erweitern, sie neben dem Inflationsziel von “unter, aber nahe zwei Prozent” auf ein Beschäftigungsziel von drei Prozent verpflichten. Selbst ein Beschäftigungsziel von um die fünf Prozent, wie in den USA, würde angesichts einer Arbeitslosenquote von rund 12 Prozent in der EWU einen gewaltigen Fortschritt darstellen. Das dafür notwendige Wirtschaftswachstum würde im übrigen auch dabei helfen, die tatsächliche Inflation wieder in die Nähe des Inflationsziel der EZB zu bewegen. Es ist erstaunlich, dass bisher keine Partei in Deutschland wie in der EWU insgesamt ein solches Beschäftigungsziel diskutiert oder gar einfordert. Ein Beschäftigungsziel würde auch bewirken, die Wirtschaftspolitik entsprechend zu prüfen und auszurichten.
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(1) One of our readers asks what about Europe 2020 targets. However, though the EU-Commission names “75% of the 20-64 year-olds to be employed” it is completely non-binding and therefore not comparable or should even not being seriously discussed as an employment goal (see a more comprehensive answer ).
Eine unserer Leserinnen fragt: “Was ist mit den Europe 2020 targets?“. In den 2020 targets steht zwar geschrieben, dass 75 Prozent der 20-64 Jährigen beschäftigt sein sollen. Das aber ist völlig unverbindlich, wie die Erläuterungen der EU-Kommission zu diesem Punkt selbst belegen, und sollte daher auch nicht ernsthaft als Beschäftigungsziel diskutiert werden (siehe eine ausführlichere Antwort ).
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