Konjunktur Ost- und Westdeutschland: Wieder vereint oder getrennt?

English Summary: Against the background of the increasing importance of movements and political parties with populist and extreme right wing agendas in Germany, especially in the eastern part, the article analyses how the development of economic activity in the eastern and western part of Germany has developed and its consequences for the labour market.

Die hohe Arbeitslosigkeit in Deutschland ist in Politik, Medien und Wirtschaftswissenschaften kein Thema (siehe hierzu zuletzt hier, hier und hier). Im Gegenteil: Die Situation des deutschen Arbeitsmarktes wird seit Jahren schön geredet und geschrieben. Wichtige Zusammenhänge, wie der zwischen Konjunktur (Wirtschaftswachstum) und Arbeitslosigkeit, werden ausgeblendet oder verneint. Das ist für sich genommen unverantwortlich. Es ist auch unmenschlich, denn so zu handeln, bedeutet Millionen Einzelschicksale sich selbst zu überlassen. Das birgt auch politische Risiken. Die Demokratie – das zeigt die deutsche Geschichte wie keine andere – steht und fällt mit dem Niveau der Arbeitslosigkeit. In seinem Buch “Wirtschaftspolitische Ziele in der globalen Welt” hält der Ökonom Claus Köhler, ehemaliges Mitglied des Sachverständigenrats für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung, mit Blick auf den Wahlerfolg der NSDAP und den anschließenden Wandel von der Demokratie zur Diktatur einleitend fest: “Einen starken Wählerzustrom erhielt diese Partei, als im Zuge der Weltwirtschaftskrise von 1929 bis 1933 die Arbeitslosigkeit stark anstieg. Mitte März 1933 waren in Deutschland 6,1 Mio. Menschen arbeitslos. In der Wahl am 5.3.1933 erhielt die NSDAP 43,9% der Stimmen. Ihr Vorsitzender, Adolf Hitler, wurde Reichskanzler und nach dem Tode von Hindenburg auch noch Reichspräsident, allerdings mit dem Titel Führer. Dieser Mann wandelte die Demokratie sehr schnell in eine Diktatur um, in der Millionen Menschen ermordet wurden.” Dieses Problembewusstsein lassen die derzeitigen Mitglieder des Sachverständigenrats schmerzhaft vermissen. Währenddessen ziehen in deutsche Länderparlamente und ins Europaparlament Parteien ein, deren Mitglieder rechtsradikale Gesinnung zeigen und verbreiten, Flüchtlingsheime brennen, aber die politisch Verantwortlichen, namentlich die etablierten Parteien, waschen ihre Hände in Unschuld, mit tatkräftiger Unterstützung der Medien und der Wissenschaft. Spätestens mit dem Auftreten von PEGIDA, dem zweistelligen Einzug der “Alternative für Deutschland” (AfD) in ostdeutsche Landesparlamente und Umfragewerten für die nächste Bundestagswahl, die diese Partei bei acht bis zehn Prozent sehen (siehe hier, Stand: 19.11.2015-22.12.2015), also bei der Stärke von Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke und wesentlich stärker als die nicht länger im Deutschen Bundestag vertretene FDP, stellt sich die Frage nach den Ursachen. Verschiedene Umfragen ergaben, dass die Wählerschaft der AfD besonders unzufrieden mit der Arbeit der Bundesregierung ist (vgl. zusammenfassend und mit Hinweisen zu den Original-Quellen hier). Bereits 2011 kam eine repräsentative Umfrage im Auftrag der Universitäten Gießen und Leipzig zu dem Ergebnis, “dass nicht nur bestehende Arbeitslosigkeit die Wähler der extremen Rechten zutreibt, sondern bereits die Sorge um den Arbeitsplatz zu Sympathien für die Rechtsextremisten führt.” WuG hat diesen Zusammenhang bereits desöfteren thematisiert, nicht nur für Deutschland, auch für Frankreich und andere europäische Länder (zum Vergleich der Dimension der Arbeitslosigkeit 1927-1933 und 2007-2013 siehe zusammenfassend hier mit Links zu vertiefenden Beiträgen; zur Entwicklung in Deutschland, siehe zum Beispiel hier, hier, hier und hier; zur Entwicklung in Frankreich siehe zum Beispiel hier, hier und hier). Welche Rolle spielt hierbei die Konjunktur in Ost- und Westdeutschland? Lässt sich diese überhaupt noch trennen und welche Erkenntnisse hält eine getrennte Konjunkturanalyse für Ost- und Westdeutschland bereit? Diese Fragen sucht der folgende Beitrag zu beantworten. Unsere Analyse erlaubt dabei nicht nur eine getrennte Einschätzung der zurückliegenden, langfristigen Entwicklung in Ost- und Westdeutschland nach der politischen Wiedervereinigung, sondern auch – vergleichbar mit unserer monatlichen Konjunktureinschätzung für Deutschland insgesamt – einen Blick über den aktuellen Rand hinaus…Konjunktur Ost- und Westdeutschland: Wieder vereint oder getrennt? (vollständiger Beitrag im Abonnement)


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