Zum Jahreswechsel
Wenn das nicht der perfekte Laden ist, um sich zu ändern. Entdeckt im Berliner Stadtteil Wedding.

Nein, keine Sorge, hier kommt jetzt nicht die große lange Liste mit den guten Vorsätzen und Änderungswünschen für das Neue Jahr. Wobei gute Vorsätze per se ja nichts schlechtes sind. Und manchmal braucht eine gute Sache auch nur einen Termin, um damit zu beginnen, sie zu verwirklichen. Aber meistens fallen wir nach dem Jahreswechsel doch wieder sehr schnell in unseren Alltagstrott zurück, meinen Sie nicht? Schnell sind die guten Vorsätze vielleicht nicht wieder vergessen, aber sie lassen sich schlichtweg nicht in die Tat umsetzen. Die Lebensumstände erlauben es nicht. Es gibt jedoch Dinge und Taten, mit denen sich die Lebensumstände selbst verbessern lassen. Ganz individuell.

Zum Beispiel unsere Ernährung. Die Deutschen haben das Kochen verlernt, war neulich wieder irgendwo zu lesen. Und auch soziale Einrichtungen – Kindergärten, Schulen, Universitäten, Altersheime, Krankenhäuser – kochen überwiegend nicht selbst, sondern lassen sich von Bewirtungs-Unternehmen, neudeutsch Catering, beliefern. Die meisten Bäckereien dürften, gemessen daran, was sie tatsächlich tun, nur noch Aufbäckereien heißen. Zu wenig Zeit und zu wenig Geld sind für diese seit langem anhaltende Entwicklung mit verantwortlich, aber auch das fehlende Bewusstsein. Und irgendwann fehlt dann auch das Wissen, das nicht länger von Generation zu Generation weitergegeben wird.

Ein echtes Vollkornbrot zu backen ist - gut erklärt - gar nicht so schwierig und lässt sich in den Alltag integrieren.

Ich kann mich ehrlich gesagt nicht erinnern, wann ich das letzte Mal irgendein Fertigprodukt nach Hause getragen habe. Es ist so einfach, selbst zu kochen. Es ist auch nicht teurer, meine ich. Pasta, Pizza, Suppe, einfache Hausmannskost und vieles mehr. Auch ungekochtes zuzubereiten, Müsli zum Beispiel. Oder selbst Brot zu backen, ohne Backmischung. Schon seit langem überlege ich, Wirtschaft und Gesellschaft – Analyse & Meinung (WuG) durch eine Rubrik “Ernährung und Gesellschaft” zu ergänzen. Um dies nun endlich umzusetzen – Achtung: Vorsatz! -, möchte ich Sie von Zeit zu Zeit öfters daran teilhaben lassen, was ich in meiner kleinen Küche so alles herstelle. Manchmal habe ich dies ja bereits getan. Vielleicht lädt Sie das ein, über das Thema nachzudenken und zu diskutieren, auf eine hausgemachte Ernährung umzuschwenken und sie in Kindergärten, Schulen, Uni-Mensen, Altersheimen, Krankenhäusern einzufordern. Ich hoffe auch, die Zeit zu finden, der Situation in den genannten Einrichtungen, einmal näher auf den Grund gehen zu können, sei es durch eigene Recherche oder durch Berichte anderer.

Auf engstem Raum lässt sich übrigens nicht nur vieles kochen und backen, sondern auch Sport treiben, verbunden mit einem Gang aus der Wohnung, auf die Straße, in einen nahegelegenen Park. Wieder sind es die Lebensumstände, die uns häufig vom Vorsatz abhalten, uns mehr zu bewegen. Sport fängt für mich dabei schon mit einem ausgedehnten Spaziergang an. Was ist Sport schließlich anderes, als sich regelmäßig zu bewegen? Gleichzeitig stellt sich, wie bei der Ernährung, die Frage: Was passiert in dieser Hinsicht eigentlich in Kindergärten, Schulen, Universitäten, Altersheimen, Krankenhäusern? Eine Rubrik “Sport und Gesellschaft” möchte ich daher ebenfalls ins Leben rufen.

Zu Weihnachten hat WuG eine Predigt zur Weihnachtsgeschichte veröffentlicht. Auch vorher schon waren Religion und Kirche zuweilen Thema. Die Reaktionen darauf waren vielfältig. Ich fände es auch interessant, eine Rubrik “Religion und Gesellschaft” einzurichten.

St. Nikolai-Kirche in Edewecht, fotografiert von einer aufmerksamen Leserin. Mit ihrer freundlichen Genehmigung dürfen wir das Foto hier veröffentlichen.

Die Praxis wird erweisen, wie und ob sich diese Vorhaben verwirklichen lassen. Die Philosophie aber ist, erst einmal damit zu beginnen.

Neben dem Wort soll schließlich auch das Bild verstärkt in WuG in Erscheinung treten. Mal mit, mal ganz ohne Worte, für sich selbst sprechend, die eine oder andere Situation einfangend, die zum Innehalten, zum Nachdenken, zum Schmunzeln, zur Unterhaltung einlädt. Ich denke daran, hierfür eine Rubrik “Fotografie und Gesellschaft” einzurichten.

Kurios, aber scheint zu funktionieren. Die Meisenknödel hingen auch am nächsten Morgen noch dort. Fotografiert im Rehberge-Park in Berlin. (Zur Vergrößerung auf Bild klicken.)

Den Schwerpunkt sollen freilich weiterhin Analyse und Meinung zu den großen und kleinen wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Fragen bilden. Bei allem individuellen Gestaltungsspielraum bleibt dieser doch nicht unbeeinflusst von dem politischen Rahmen, in dem wir uns bewegen. Gerade diejenigen, die in Politik das Wort Freiheit besonders häufig in den Mund nehmen und unsere Gesellschaftsform rühmen, damit besonders gesegnet zu sein, haben diese doch in den vergangenen Jahren massiv eingeschränkt, indem sie durch ihre Gesetzgebung Bedingungen geschaffen haben, in denen Menschen für Löhne arbeiten müssen, die nicht zum Leben reichen, öffentliche Infrastruktur zerfällt, Wohnungen fehlen, die Armen sanktioniert, die Superreichen hofiert werden, Soldaten in sinnlose Kriege geschickt werden, die uns den Terror ins Land holen, einseitige “Diplomatie” betrieben wird, die den Blickwinkel der davon Betroffenen nicht einnimmt und nur darauf bedacht ist, sich selbst ins rechte Licht zu setzen und die eigenen Interessen durchzusetzen. Das alles findet mit tatkräftiger Unterstützung der Medien, auch der öffentlich-rechtlichen, und der Wissenschaft statt. Das zu thematisieren wird eine wichtige Aufgabe von WuG bleiben.

Zur Vergrößerung auf Graphik klicken.

Bei alldem ist WuG auf Abonnements von Ihnen angewiesen. Ein guter Vorsatz wäre daher, sich für ein Abonnement von WuG zu entscheiden und diesen guten Vorsatz dann auch tatsächlich umzusetzen. An dieser Stelle auch noch einmal ganz großen Dank an all diejenigen, die WuG auch in diesem Jahr wieder mit Abonnements und Spenden und vielen Anregungen unterstützt haben!

Für jetzt wünsche ich Ihnen einen guten Rutsch ins Neue Jahr und freue mich schon jetzt darauf, Sie 2016 wieder hier begrüßen zu dürfen.

Herzliche Grüße,

Ihr Florian Mahler


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