Wo sind die großen Themen? Diese Frage stelle ich mir nun schon seit Tagen. Und ich zweifle nicht, dass es sie gibt, die großen Themen, in Deutschland: Arbeitslosigkeit. Soziale Not – die mit der Agenda 2010 so konsequent individualisiert worden ist. In Anlehnung an den großen Fallada-Roman ließe es sich auch so ausdrücken: Jeder stirbt für sich allein. In Deutschland. Im reichen Deutschland. In dem so viele arm sind. Auch viele von denen, die noch Arbeit haben. Und viele von denen, die ihr Leben lang gearbeitet haben und jetzt von einer Armutsrente oder von Grundsicherung versuchen müssen zu leben. Ein Versuch, der zum Scheitern verurteilt ist, sobald unter Leben mehr als die nackte Existenz verstanden wird. Kultur, Bildung, Sport, Erholung, Freizeit im weitesten Sinne. Alles Dinge, die die deutsche Wirtschaft erblühen lassen würden – ohne dass die Fabrikschornsteine mehr Rauch ausstoßen müssten, liebe Umweltfreunde! Alles große Themen. Aber wo sind sie, in der Politik, in den Medien, in der Wissenschaft, wo werden sie dort thematisiert? Wo sind die großen Kontroversen?
Nirgendwo. Jedenfalls nicht dort, wo die Entscheidungen über die Gegenwart und Zukunft der Republik getroffen werden oder dort, wo wirksamer Einfluss auf die Politik ausgeübt wird. Ok, es gibt mal einen Happen Mindestlohn, mal einen Happen Rente, mal einen Happen Infrastruktur. Kosmetik. Kosmetiker. Das kann doch kein Mensch ernst nehmen – der sich nicht selbst in diesen Kreisen bewegt, in denen der Politik, der Medien, der Wissenschaft. Die Republik wabert vor sich hin.
Da muss ich nach all den Jahren, in denen wir den Dingen hier versuchen auf den Grund zu gehen, schon manchmal tief Luft holen, neue Energie aufnehmen, um aufs neue einzutauchen, in die Tiefen und Untiefen der großen Themen. Bleiben Sie dran. Denn ohne Sie als treue Leser und Abonnenten, als wertvolle Kritiker, wäre dieses Medium nicht zu verwirklichen!
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