Warum Trump in den Medien falsch dargestellt wird

Ein besonders primitives Exemplar ist die Wiedergabe der Parteitags-Rede von Trump durch den Spiegel online Journalisten Marc Pitzke. Wenn es “unerhört” ist, dass Trump seine Rede von einem Teleprompter abliest, dann würden Gauck, Merkel und andere Spitzenpolitiker ja ständig Unerhörtes tun. Wenn man sich allerdings die Rede Trumps im Original anschaut, hat man so gar nicht den Eindruck, als ob Trump aufs Ablesen angewiesen wäre. Er scheint vielmehr frei zu sprechen, und Rede und Person scheinen gleichsam eine Einheit zu bilden. Auch die anderen Zuschreibungen von Pitzke scheinen mir, sie mit dem Original vergleichend, nicht von neutraler oder zumindest nüchterner, unvoreingenommener Beobachtung geleitet.

Man muss Trump nicht in seinen Inhalten folgen; aber dass es seinem Vortrag an “Seele, Schwung, Inspiration” fehle, wie Pitzke schreibt, kann man nun wahrlich nicht behaupten, im Gegenteil. Auch scheinen die Reaktionen des Publikums so gar nicht zu dem Eindruck zu passen, den Pitzke vermittelt, wenn er seinen Lesern suggeriert, dass Trump alle drei der von Pitzke genannten Ziele verfehlt habe: “vereinen, umarmen, beruhigen”. Wenn es denn überhaupt Trumps Ziele waren und sind. Sind sie nicht vielmehr gerade seine Sache nicht? Weitgehend geglückt scheint es Trump in der besprochenen Rede aber dennoch.

Es ist die erste Rede, die ich mir von Trump anschaue. Zu plakativ, zu einhellig fällt der Tenor in den deutschen Medien über ihn aus, als dass dies nicht verdächtig und überprüfenswert erschiene. Eine Parallele zur Berichterstattung über den bis vor kurzem noch im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur befindlichen, demokratischen Politiker Bernie Sanders übrigens. Auch hier tut sich Pitzke weniger als Berichterstatter, denn als antidemokratischer, voreingenommener Einpeitscher hervor, bis zuletzt. Dass Sanders jetzt notgedrungen Clinton unterstützt, findet Pitzke natürlich lobenswert; sobald Sanders aber noch einmal auf seine politische Agenda zu sprechen kommt, meint Pitzke sie lächerlich machen zu müssen. Sanders, so Pitzke abwertend, beginne “eine allerletzte Litanei seiner wichtigsten Anliegen: Einkommensfairness, Wall-Street-Reform, Frauen- und LGBT-Rechte, die Umwelt.” Es gibt jedoch auch kluge Analyse und Meinung über Trump, wie die gestern ebenfalls auf Spiegel online veröffentliche Kolumne von Jan Fleischhauer zum Beispiel. Aber auch er macht – wie der von ihm herangezogene Michael Moore – einen großen Fehler und wird damit den Grundlagen für Trumps Erfolg wohl kaum gerecht…Warum Trump in den Medien falsch dargestellt wird (vollständiger Beitrag im Abonnement)


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